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Kreismusikschüler spielen Werke des Bernkasteler Komponisten bei der Tagung der Hermann-Schroeder-Gesellschaft Bernkastel-Kues. Junge Musikerinnen und Musiker bestechen mit ihrer Interpretation von Werken der Bernkasteler Komponisten Hermann Schroeder. Den Geburtsort des Komponisten Hermann Schroeder hatte sich die 1995 gegründete Hermann-Schroeder-Gesellschaft für ihre diesjährige Tagung ausgesucht. Neben der Vorstands- und Mitgliederversammlung und einem kulturellen Rahmenprogramm bildete die Musik Schroeders einen Schwerpunkt der Veranstaltungen in Bernkastel-Kues. Eröffnet wurde die Tagung mit einem "Gesprächskonzert" der Kreismusikschule Bernkastel-Wittlich, in dem Schülerinnen und Schüler solistisch und in den Instrumentalgruppen Werke des Bernkasteler Komponisten musizierten. "Dass der musikalische Nachwuchs hier mitwirkt, ist sicherlich im Sinne von Hermann Schroeder, der selbst an den Musikschulen in Köln und Trier tätig war", erklärte der Vorsitzende der Gesellschaft und einstige Schüler Schroeders, Professor Dr. Wilhelm Schepping, bei der Begrüßung in der Akademie Kues.
Nach den Grußworten von Bürgermeister Dr. Helmut Gestrich und dem Leiter der Kreismusikschule, Frank Wilhelmi, kam die Musik "zu Wort". Junge Solisten, alle Preisträger beim Wettbewerb "Jugend musiziert", brachten Schroeder-Werke zu Gehör. Mit erläuternden Worten zu den einzelnen Musikstücken, biographischen Ergänzungen und Anekdoten führte Dr. Rainer Mohrs durch das Programm. Schroeder saß schon als zwölfjähriger Junge gern neben dem Organisten in der Kirche St. Michael und spielte mit 14 Jahren selbst die Orgel. Unzählige Totenmessen für die Gefallenen im Ersten Weltkrieg spielte er oft schon morgens vor Schulbeginn, erzählte Rainer Mohrs, der Schroeder persönlich kannte. Seine späteren Orgelwerke sind ein wichtiger Beitrag zur deutschen Orgelmusik des 20. Jahrhunderts. Nur wenig bekannt sind seine übrigen Instrumentalwerke, seine Klavier- und Kammermusik sowie Kompositionen für den Musikunterricht. Das Schülerkonzert bot eine Auswahl davon. Die Sonatine e-Moll, mit der das Programm eröffnet wurde, schrieb Schroeder einst für einen kleinen Jungen namens Michael Frauenberger. "Vor über 50 Jahren, als ich zwölf Jahre alt war, spielte ich dieses Stück im Rahmen eines Schulkonzertes im Gymnasium Boppard", erklärte ein Zuhörer und gab sich als der damalige „kleine Junge“ zu erkennen. Variationen über "Kommt ihr G’spielen" trug ein achtköpfiges Ensemble, bestehend aus Sopran- und Bassblockflöten, vor – ein Stück, das Schroeder einst als Quartett für vier Geschwister komponierte. Es folgten Sonaten für Violine und Klavier, für Querflöte solo und Klarinette solo. "Aus alten Volksliedern machte Schroeder kleine ausdrucksvolle Kunstwerke", erklärte Mohrs. Bester Beweis waren die "Minnelieder" für Klavier, die junge Pianisten vortrugen. Dass die Musik von Hermann Schroeder keine einfache Kost ist – weder für die Zuhörenden noch für die Ausführenden, denen viel Können abverlangt wurde –, machte das Schülerkonzert deutlich. Doch die jungen Musiker meisterten ihre Darbietungen mit Bravour. Das Publikum honorierte das mit viel Applaus. "Denjenigen Zuhörern, die Schroeders Musik vielleicht als trocken, wenig gefühlvoll oder schwer zugänglich empfinden, kann der Vergleich mit einem guten Moselwein helfen", zitierte Mohrs aus einem Zeitungsausschnitt in den „Dresdner Nachrichten“ nach der Uraufführung des Streichquartetts: "Kristallklar ist Schroeders Musik, sie hat etwas vom Wein des Mosellandes, aus der der Komponist stammt – er ist kraftvoll und voll Temperament, er hat etwas Spritziges und hinterlässt einen klaren Kopf". (Marita Blahak)
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